Octodad: Dadliest Catch

Blubb. Wir haben uns den Indie-Titel Octodad angeschaut. Ob der Tintenspucker uns eingefleischte Landratten zum Seegang bewegen konnte, oder wir in Zukunft alles was tiefer ist als unsere Badewanne meiden, erfahrt ihr im Test.

Der Tintenfisch der mich liebte


Octodad ist das zweite Spiel der Indie-Schmiede Young Horses und hat sich mit seiner Absurdität sicher bereits auf Sonys E3-Pressekonferenz die ersten Fans gesichert. Nun ist das Spiel auf Sonys Next-Gen Flagschiff angekommen und wir haben gecheckt, ob wild gewordene Calamari auch länger als eine Pressepräsentation unterhalten können. Das Spiel beginnt am wichtigsten Tag unseres Protagonisten. Lange hat er gebraucht, um sich ein Leben mit einer menschlichen Identität aufzubauen, nun ist es so weit, wir heiraten die Liebe unseres Lebens. Dabei müssen wir uns im Balanceakt zum Altar begeben, ohne mit unseren Tentakeln auf Bananenschalen auszurutschen oder die halbe Einrichtung zusammenzuschmeißen. Wenn ihr nämlich zu viel Aufmerksamkeit auf euch zieht, ist das Spiel vorbei und ihr dürft von fair gesetzten Checkpoints wieder los torkeln. Allzu oft dürfte euch das aber nicht passieren und andere Wege zum Game Over-Bildschirm sind quasi nicht im Spiel. Nachdem ihr den Hochzeits-Prolog unbeschadet hinter euch gebracht habt spult das Spiel ein paar Jahre vor. Ihr seid nun Familienvater und müsst euch um das Mittagessen, sowie den Rasen in eurem kleinem Vorstadt-Häuschen kümmern. Außerdem erklärt ihr eurer Tochter mittels eines „langen Erklärungs-Blubb“ wie das mit den Bienen und Blumen funktioniert, erntet aber nur Unglauben. Das witzige in diesen Situationen ist die komplette Unwissenheit, in der sich die Familie hinsichtlich der nautischen Ursprünge ihres Familienoberhauptes befinden, das über das ganze Spiel nicht mehr als Blubber-Laute von sich gibt. Dabei aber immer überraschend dreidimensional und emotionsreich präsentiert wird, was dank dem stilisiertem Design auch wunderbar klappt und sehr sympathisch rüberkommt.

Tanz mit Octopussy


Im Spiel selbst besucht ihr als Mini-Cthullu verschiedenste Orte, die mit zahlreichen Geschicklichkeitsprüfungen aufwarten. Es gibt zwar einen bösen Koch, der euch zu Meeresfrüchten verarbeiten will, und ein paar Menschen, die besonders schnell hinter euer fischiges Geheimnis kommen, die meiste Zeit bewegt ihr euch aber relativ offen durch die Räume. Stichwort „bewegt“, das Verb „gehen“ könnte nicht deplatzierter wirken. Ihr bewegt eure als Füße dienenden Tentakel, indem ihr einen Schultertasten drückt und mittels Analogstick eine ungefähre Richtung anpeilt, in die ihr watscheln wollt. Dabei wird jeder Tentakel einzeln von euch gelenkt, was darin resultiert, dass ihr wie ein betrunkener Seemann über Achtern torkelt. Dadurch werden die einzelnen Hindernisse auch erst zu einem Geschicklichkeitsakt, denn eigentlich ist es nicht allzu schwer durch einen Supermarkt zu manövrieren. Wenn man zwei Gliedmaßen hat, die man unbeholfen in weit ausholenden Kreisen in etwa in Laufrichtung manövriert, sieht das allerdings schon anders aus. Und zwar unglaublich dämlich. Einen Tintenfisch in Alltagssituationen zu setzten ist herrlich bekloppt und birgt viele Lacher in sich. Leider ist das aber auch der einzige Gag, den Octodad hat. Ob ihr jetzt darüber lacht, wie doof ein Tintenfisch dabei aussieht den Garten aufzuräumen, oder wie doof ein Tintenfisch im Aquarium aussieht, irgendwann wird dieser Witz einfach alt. Noch dazu können einige Passagen aufgrund der ungenauen Steuerung auch etwas frustrieren. Ein wenig Variation kommt zwar dadurch hinzu, dass ihr Sachen auch greifen könnt, aber um allzu viel wird das Spiel dadurch auch nicht erweitert. Um etwas zu greifen, müsst ihr ohne eine Schultertaste zu drücken mit dem rechtem Stick euren Arm bewegen. Wenn ihr ihn in die Nähe etwas greifbaren, und dazu zählt nahezu alles, gebracht habt, fängt dieses an grün zu leuchten. Jetzt könnt ihr es per Knopfdruck packen. Aber auch hier gilt: Ein Tintenfisch der Burger brät ist lustig, ein Tintenfisch der über zwei Stunden seine Tentakel als Hände nutzt ist nicht mehr so lustig. Besonders, da man sich allmählich an das Gameplay gewöhnt und die Situationen schon allein dadurch einiges an Absurdität verlieren.

 

Im Angesicht der Tinte


Grafisch setzt das Spiel auf einen sehr charmantes Art-Design und wirkt dadurch auch sehr stimmig. Die einzelnen Kulissen bieten Unmengen an Objekten zum Umschmeißen, wirken davon abgesehen aber öfters etwas trist. Trotz des immensen Chaos, das die meiste Zeit um uns herrschte, sind uns nur selten Clippingfehler aufgefallen. Die Tentakel haben lediglich die unangenehme Angewohnheit sich alle im gleichem Winkel zu verfangen und sich nur äußerst widerwillig wieder befreien zu lassen. Die musikalische Untermalung schwankt zwischen unauffällig und nervig und scheitert dabei das Geschehen passend zu begleiten. Die englischen Sprecher machen ihre Sache gut, eine deutsche Tonspur gibt es nicht. Alles gesehen habt ihr übrigens nach ungefähr zwei bis drei Stunden, wodurch der Preis von ca. 14 Euro doch etwas happig wirkt, aber sich noch im Rahmen bewegt. Und wie gesagt, der Witz dahinter hält sich eh nicht sonderlich lange.

Fazit:

Octodad ist ein netter Zeitvertreib für zwischendurch. Die Idee ist ohne Frage kreativ und herrlich bekloppt, leider hat Octodad aber nicht viel mehr als diese Idee. Ein Tintenfisch der sich als Mensch ausgibt ist zwar immer wieder witzig, aber nicht über die gesamte Spielzeit. Dass einige Herausforderungen durch die absichtlich verkorkste Steuerung frustrierend werden ist auch äußerst ärgerlich. Am Ende des Tages ist Octodad immer noch nicht das Tintenfisch-Epos auf das die Welt wartet, wir hatten aber zumindest länger damit Spaß, wie damals, als wir noch als Ziege einen Vorort terrorisiert haben. Da ist Octodad dann einfach sympathischer. MH

Pro:

+ sympathische Charaktere

+ charmantes Art-Design

+ kreative Idee

+ gute Synchronisation

+ abgedrehter Humor...

Kontra:

- ...der aber nur einen Witz kennt

- manche Passagen unnötig frustrierend

- soundtrack durchaus mit Nervpotenzial

- relativ kurze Spielzeit

Autor: Maxi Huber

E-Mail: maxi.huber@gaming-junction.de

Kategorie: Bericht

Datum: 03.05.2014

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Kommentare

  • MasterChief21 (Montag, 05. Mai 2014 18:38)

    ja die steuerung ist leider wirklich echt schlecht. Es ist eben besonders schade weil die idee dahinter einfach nur genial ist aber leider schlecht umgesetzt wurde.

  • güffelfant (Mittwoch, 07. Mai 2014 20:00)

    das ist echt mal DAS geilste indie spiel das ich je gespielt habe ich bin in der ersten halben stunde aus dem lauch garnicht mehr raus gekommen. Meine nachbarn dachten schon ich hab wirklich ernste
    probleme.

  • Michael (Montag, 26. September 2016 13:22)

    I don't usually comment but I gotta admit thanks for the post on this great one

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