The Last of Us

Pilze und Zombies haben seit langer Zeit ein Platz in der Halle der Videospielklassiker reserviert. Sei es Toad, oder ein T-Virus Infizierter, sei es ein Power-up, oder ein Kollege in DayZ, der uns aus toten Lungen Grüße aus dem Grab in den Nacken haucht. Sie alle sind dem heutigen Gamer ein geläufiger Begriff, ein Stück Popkultur. Nun will Naughty Dog diese beiden Evergreens in ein Spiel, in eine Charakterart stecken. Dem Zombie quasi einen Teller Pilzsuppe in die faulige Visage schleudern. Und das Ergebnis? Ein packendes und dramatisches Endzeitabenteuer mit exzellent geschriebenen Charakteren, das der Playstation 3 einen würdigen Tribut zum Ende des Generationenzyklus zollt. Und ein relativ ekliges Gegnerdesign. Schauplatz von The Last of Us ist Amerika, zwanzig Jahre in der Zukunft. Von Menschen die fliegende Autos steuern, in Hightech-Häusern wohnen, Kurier bei Planet Express sind, oder sonstigen Sifi-Allüren nachgehen kann man sich aber gleich verabschieden. Stattdessen ist die Menschheit in kleinen Quarantänezonen, die vom Militär mit eiserner Hand geführt werden zusammengepfercht, oder versuchen auf sich allein gestellt in einer Welt zu überleben, die an die N24 Doku „Zukunft ohne Menschen“ erinnert. Denn die Welt wie wir sie kennen wurde von einer Pilzseuche heimgesucht, die Menschen nicht nur tötet, sondern sie auch mutieren lässt und ihren freien Willen zerstört. Ersteinmal befallen, verbreiten die Infizierten den Pilz in dem sie jeden potentiellen Wirtskörper, also Menschen, angreifen und beißen. Wenn eine infizierte Person stirb, lebt der Pilz in ihr weiter und schlägt irgendwann Blüten, die Sporen verbreiten. Durch diese wiederum werden ebenfalls neue Opfer infiziert. Da es bis dato kein Heilmittel für die Epidemie gibt, zerfällt die Zivilisation Stück für Stück und hinterlässt nur Ruinen, die, nun von Moos überwuchert, noch von den Errungenschaften der modernen Gesellschaft erzählen. In dieser Welt lebt Joel, einer der beiden Protagonisten, und fristet sein Dasein als Schmuggler. Nachdem ein Deal geplatzt ist, sieht er sich gezwungen ein ganz spezielles Gut aus der Quarantänezone zu schleusen: Ein junges Mädchen, Ellie. Zuerst passt die erzwungene Partnerschaft keinem von Beiden und die Zwei arrangieren sich eher widerwillig mit ihrer erzwungenen Lage. Doch nach und nach verschwinden die Fronten und die beiden lernen sich gegenseitig, und der Spieler sie dadurch auch, besser kennen. Das Beste an The Last of Us ist die wunderbare Charakterentwicklung. Die Figuren wachsen einem ans Herz und bewegen uns. Das liegt unter anderem an den sehr schönen Gesichtsanimationen und den grandios geschriebenen Dialogen. Jede Rolle wirkt durchdacht und vielschichtig, unnötige, oder gar nervige Nebencharaktere gibt es nicht. Zwar werden Ellie und Joel immer wieder von Anderen begleitet, aber keine Person wirkt deplatziert.

So fühlen wir immer mit den Charakteren, schmunzeln über einen flapsigen Kommentar von Ellie, oder können die Anspannung in der Stimme von Joel, wenn Horden von Infizierten vorbei rennen, förmlich fühlen. Die deutsche Synchro ist dabei sehr gut gelungen, bis auf ein paar holprige Übersetzungen hört sich jeder sehr authentisch an. Die englische Tonspur transportiert allerdings doch noch einen deutlichen Tick mehr an Emotionen. Die Geschichte an sich ist nicht besonders spannend und an manchen Stellen etwas vorhersehbar. Allerdings wirkt sie zu keinem Zeitpunkt gekünstelt oder inszeniert, so handeln die Protagonisten an den Schlüsselpunkten immer nachvollziehbar und glaubwürdig. Und dank dem genial-subtilem Soundtrack kommt auch eine sehr dichte Atmosphäre auf. Die Story führt euch zu den unterschiedlichsten Schauplätzen und durch alle Jahreszeiten. Von verschneitem Wald und Dörfchen über sommerliche Kleinstadt bis zu zerstörten und überwucherten Hochhausschluchten wird alles geboten. Die einzelnen Level sind dabei sehr detailverliebt modelliert und sehr abwechslungsreich. Manche Texturen sehen allerdings etwas angestaubt aus. Sehr schön sind dabei die Lichteffekte, besonders das Licht der eigenen Taschenlampe sieht hervorragend aus. Die Levelausmaße sind auch sehr unterschiedlich. Manche haben lediglich ein paar Seitenzimmer, andere sind viel weitläufiger. Durch einen reinen Call of Duty-Korridor rennt ihr aber so gut wie nie. Dabei lohnt es sich die Umgebung gründlich nach Utensilien abzusuchen, diese benötigt ihr nämlich um euch Hilfsmittel wie Verbandszeug, oder Molotowcocktails zusammenzuschustern. The Last of Us hat ein eigenes Craftingsystem, in dem ihr Fundstücke zu Waffen und Hilfsmitteln zusammenbauen könnt. Dabei müsst ihr euch nicht zu einer Werkbank, oder ähnlichem begeben, Joel kramt das ganze aus seinem Rucksack und erledigt die Arbeit an Ort und Stelle. Dabei seit ihr allerdings unbeweglich, weshalb ihr in einem Feuergefecht auch ohne Nagelbomben dastehen könnt, obwohl ihr alle benötigten Kleinteile zusammenhabt. Für Schusswechsel stellt euch das Spiel nach und nach immer mehr Schießeisen zur Verfügung, die ihr auch behalten dürft. Obwohl ihr am Ende ein ganzes Arsenal habt, wirkt das ganze trotzdem nicht überladen. Eure einzelnen Schusswaffen könnt ihr auch verbessern und zwar durch Teile die ihr ebenfalls in den Leveln findet. Dabei gibt es keine speziellen für eine Waffe, ihr sammelt einfach eine bestimmt Anzahl ein und könnt euch dann zum Beispiel für 30 Teile ein größeres Magazin in eurer Pistole verbauen. Um Waffen zu verbessern müsst ihr allerdings einer Werkbank einen Besuch abstatten. Diese sind in Abständen in den verschiedenen Abschnitten zu finden. Doch generell werdet ihr angehalten, eure bleihaltigen Argumentverstärker eher sparsam einzusetzen, denn Munition und Vorräte sind knapp. Dafür haben die Entwickler euch ein Feature gegeben, dass die einzelnen Schleichversuche enorm erleichtert: Den Lauschmodus.

Dieser lässt Joel aufhorchen und euch die Schemen eurer Gegner durch Wände hindurch sehen. Sofern diese sich denn bewegen, wenn sie nur still in der Ecke hocken könnt ihr noch so gründlich die Umgebung sondieren, angezeigt wird euch nichts. Ist der Lauschmodus gegen Menschen noch praktisch wird er im Umgang mit Infizierten nur noch nützlicher. Bei Diesen gibt es nämlich verschiedene Arten. Grob heruntergerissen gibt es die Runner, die auf euch zulaufen und beißen wollen, die Bloater, gepanzerte, extra starke Zwischenbosse und die Clicker. Letztere sind soweit mutiert, dass der Pilz aus ihrem Gehirn herausgewachsen ist und ihr ganzes Gesicht zerstört hat. Somit ist dieser Gegnertyp blind und orientiert sich, wie Fledermäuse, durch die namensgebenden Klick-Geräusche. Diesem speziellen Gesellen könnt ihr somit gaaaanz langsam aus dem Weg gehen, wenn er euch erwischt seht ihr dafür aber auch sofort einen Game-over-Bildschirm. Also, nach der appetitlichen Sterbeanimation. Die menschlichen Gegner unterscheiden sich nur durch ihre Bewaffnung und im späteren Spielverlauf auch durch ihre Panzerung. Die KI benimmt sich in Schusswechseln sehr gut. So versuchen Gegner euch zu umkreisen, wechseln die Deckung und versuchen euch aus Derselbigen zu locken. Auch eure Freunde geben euch Deckung, erledigen eigenständig Feinde und befreien euch aus Notsituationen. Wenn es ans Schleichen geht, gehen allerdings auch alle Lichter aus. So sind die menschlichen Gegner chronisch schwerhörig und haben manchmal ein winzigkleines Blickfeld. Auch die Clicker, die ja geräuschempfindlich sind, ignorieren gerne mal, wenn ihr unter lautem Ächzen und Stöhnen einen Zombie hinter ihnen erdrosselt. Menschen könnt ihr packen und als Schutzschild verwenden. Solange ihr als unentdeckt geltet wird auch der lautstarke Protest eures Opfers von allen Anderen ignoriert. Am meisten stört aber, wenn eure Kumpanen mitten in der spannendsten Schleichpassage wie wild von Deckung zu Deckung rennen und dabei mehr Lärm erzeugen als der Start eines Formel 1-Rennens. Die Gegner ignorieren eure Begleiter nämlich konsequent solange ihr unentdeckt seid, bei aktiven Auseinandersetzungen werden auch eure Freunde angegriffen. Das ist ein zugunsten des Spielspaßes erkauftes Manko, denn noch nerviger wäre es, wenn eure Kumpanen auch entdeckt werden könnten. Hartgesottene Experten für Spiele aus dem Survival-Genre sollten übrigens auf dem schwersten Schwierigkeitsgrad anfangen. Zwar kann man sich auch auf Normal leicht verzetteln, wirkliches Ressourcen-Management muss man aber nicht betreiben, es reicht die Lage auszukundschaften und sich so für jeden Raum einzeln vorzubereiten, Munition hat man meistens genug dafür. Lediglich bei den Verbrauchsgegenständen muss man sich anpassen. In den Leveln verteilt liegen auch noch Pillen, die die Punkte für ein kleines Skillsystem darstellen.

Mit diesem könnt ihr etwa eure maximale Gesundheit erhöhen, oder euch einmalig gegen Klicker-Angriffe mit einer Klinge verteidigen. Allzu tiefgreifend ist es schlussendlich nicht, aber manchmal durchaus hilfreich. Ein klein wenig nervig sind die sehr repetitiven Rätseleinlagen, die zwischen den Passagen für Auflockerung sorgen sollen. Bis auf wenige Ausnahmen beschränken die sich nämlich darauf eine Leiter, oder Palette zu finden um einen Vorsprung zu erklimmen, oder Ellie über eine überflutete Stelle zu helfen. Hier wollen die Entwickler wohl die Verbindung von Joel und Ellie in spielerische Form packen, und das klappt ja auch, aber ein paar weniger Momente in denen eine Joel und eine Holz-Palette als Fähre für Ellie dienen müssen wären dem Spielfluss wohl doch zugute gekommen. Wer das Spiel übrigens durchgespielt hat, kann auf dem gleichen Schwierigkeitsgrad gleich ein New Game + anfangen, in dem man die gesamte Ausrüstung behält. Zusätzlich wird nach dem erstem Durchgang mit Überlebender der härteste Schwierigkeitsgrad freigeschaltet. Dadurch entsteht ein enormes Wiederspielpotential. Außerdem muss allen die bei Naughty Dog nur an die Uncharted-Reihe denken noch gesagt werden: The Last of Us ist ein komplett anderes Spiel und ähnelt der Uncharted-Serie wie eine Kartoffel einer Tomate. Beides Gemüse, beides Nachtschattengewächse, dennoch vollkommen unterschiedlich. Genauso bei Nathan Drake und dem Duo aus The Last of Us. Beide Spiele sind Third-Person-Action, in beiden schlüpft man in die Rolle eines männlichen Protagonisten, beide zeichnen sich unter anderem durch die Dialoge während des Spielens aus. Doch könnten sie in allen anderen Belangen unterschiedlicher kaum sein. Beispiele? Ok, da wäre einmal der auffälligste Unterschied, das Cover-System. In Uncharted schickt man Drake per Tastendruck geschmeidig von Deckung zu Deckung. In The Last of Us könnt ihr in die Hocke gehen. Wenn ihr euch an eine Deckung presst, presst sich auch Joel automatisch dagegen. Wenn ihr schnell die Deckung wechseln wollt, macht ihr dass am besten sprintend, wofür ihr auch die Sprint-Taste drücken müsst. Drake hingegen entscheidet selbst wann es angebracht ist zu laufen und wann die Situation eher ein gemäßigtes Tempo verlangt. Mit diesem kleinen Vergleich, der nur einer von vielen möglichen ist, wollen wir keines der Spiele abwerten, oder hervorheben. Wir sagen nicht das Uncharted, oder The Last of Us das bessere Spiel ist, wir wollen nur die Erwartungen der Fans von Nathan Drake in realistische Bahnen lenken, denn es wäre schade sich den Einstieg durch eine falsche Erwartungshaltung vermiesen zu lassen.

Multiplayer:

The Last of Us bietet auch einen Multiplayer. Und obwohl das Spiel klar auf den Singleplayer fixiert ist, ist der Mehrspielermodus durchaus einen Blick wert. Ihr seit darin für einen Clan verantwortlich, der aus einer bestimmten Anzahl Mitglieder besteht. Diese brauchen Vorräte, sonst werden sie erst hungrig, dann krank und irgendwann sterben sie sogar. Wenn euer Clan ausgerottet ist, müsst ihr von Vorne anfangen. Vorräte bekommt ihr indem ihr Matches gewinnt und Gegner tötet. In den einzelnen Runden sind Kisten verteilt, in denen ihr einzelne Utensilien findet und aus denen ihr euch dann Hilfsmittel zusammenbasteln könnt. Außerdem bekommt ihr für Abschüsse und gebaute Ausrüstung Teile, von denen ihr euch Verbesserungen für eure Waffen, oder eine Rüstung kaufen könnt. Dadurch, dass euer Loot relativ zufällig ist, spielt sich jede Runde anders und das Überleben seines Clans zu sichern ist eine extrem motivierende Angelegenheit. Eine Runde entspricht übrigens einem Tag. Ziel ist es ein ganzes Jahr zu überleben. Dabei gibt es viele freischaltbare Extras, von spielerischer, wie von kosmetischer Natur. Erfahrene Spieler werden allerdings lediglich durch ihr Können übermächtig. Das Match-making hat ab und zu noch ein paar Macken doch an und für sich bietet der Multiplayer von The Last of Us gute Unterhaltung, für alle bei denen sich Battlefield & Co. schon totgespielt haben.

Fazit:

Sie haben es wieder getan. Naughty Dog hat ein geniales Spiel auf die Playstation gebracht, das genug Alleinstellungsmerkmale für zehn besitzt. Selten haben uns Charaktere so berührt, selten haben wir solch eine Atmosphäre gespürt. The Last of Us schafft eine Welt, über die wir auch noch nachdenken, wenn die Konsole schon lange aus und das Abenteuer vollbracht ist. Zwar sind die Mäckel durchaus bewusst, doch geraten sie bei einem solch erwachsenen und detailverliebten Spiel das sich und den Spieler ernst nimmt und sich dabei nicht in Gameplaymängeln verliert, schnell in Vergessenheit. Und keine Sorge, den Appetit auf Pilzsuppe wird euch das Spiel auch nicht verderben. (Anm. d. Red.: OK, für dieses Fazit wirst du mindestens Fünf Euro ins Redaktions-Phrasen-Schwein blechen dürfen! Energie-Drinks wollen ja auch finanziert werden, hehe.) MH

 

 

Autor: Maxi Huber

E-Mail: maxi.huber@gaming-junction.de

Kategorie: Bericht

Datum: 30.06.2013

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Kommentare

  • Guittar_Held98 (Montag, 01. Juli 2013 08:43)

    Geilstes Spiel bis jetzt. Denke nurnoch Beyond kann da einen drauflegen. Schön das dei Konsolen ncoh nicht Tot sind. Da fürt für PS3 besitzer kein weg dran vorbei. Wirklich ein hammer Spiel

  • bandito (Montag, 01. Juli 2013 11:55)

    ich hab das spiel fast am stück durch gezockt es hat einfach sone krasse atmosphäre und macht so viel bock das man nicht aufhören kann. außerdem will man elli doch nicht im stich lassen ...

  • swagmen (Montag, 01. Juli 2013 18:11)

    das sit meiner meinung nach das beste spiel der Konsolen generation es hat alles coole gamplay elemente , story, atmosphäre und alles was dazu gehört klar is nicht perfekt aber ziemlich nah dran und
    in letzterzeit gabs echt nix gutes...

  • SoNGsInGa (Dienstag, 02. Juli 2013 22:16)

    Naja hat mich jetzt nich so geflasht. cih weiß schon es ist ein gutes spiel, aber meiner meinung nach total ocerhyped. wenn ich nichts davon gewusst hätte häts mich wahrscheinlich voll weggebombt.
    aber so seh ich nur die Schwächen. würd trotzdem noch 7/10 geben.(warum macht GJ eig kein Wertungssystem?)

  • James (Mittwoch, 19. Oktober 2016 18:14)

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