Thief

Es wird wieder geschlichen und gestohlen. Ob das in Thief auch Spaß macht, oder ob euch das Spiel nur die Zeit stiehlt, klären wir im Test.

Ich nehme mir, was euch gehört

Nach nunmehr über zehn Jahren kehrt Meisterdieb Garrett aus der Klau-Pause zurück um den ruchlosen Robin Hood zu mimen. Den Reichen also nehmen und den Armen, ähm... naja WIR sind ja hier die eigentlichen Armen, oder? Thief ist hierbei aber keine Weiterführung des dritten Teils sondern eine ganz eigenständige und unabhängige Erzählung. Das macht sich gleich schon im Prolog bemerkbar in dem wir zusammen mit der neuen Charakteren Erin, Garretts ehemaliger Schützling, in das Anwesen von Baron Northcrest einbrechen um den Urkraftstein zu beschaffen. Das Vorhaben läuft jedoch nicht ganz wie geplant vonstatten, sodass Gerrat verletzt wird und der Prolog ohne weiteres endet. Nach einem Jahr findet sich Garrett in einer Stadt wieder, die er zuvor genauso gut kannte wie seine Hosentasche, die sich nun aber so stark verändert hat, dass sie kaum wiederzuerkennen ist. Grund dieser Veränderung ist der politische Wandel zur Diktatur in der Diebe nach dem ersten Vergehen unverzüglich gehängt werden. Garret muss nun herausfinden was an dem besagten Abend in der Villa vom Baron genau vorgefallen ist und wie sich die Situation in der Stadt geändert hat. Die Geschichte wird dabei etwas spärlich eingeleitet, Hintergrundinformationen zu den genauen Zusammenhängen erhalten wir erst recht spät im Spielverlauf. So ist anfangs nicht ganz klar in welchem Verhältnis unser Meisterdieb zu Erin steht, oder wie es dazu kommt das die Wachen auf einmal willkürlich gewaltsam gegen die Bevölkerung vorgehen. Nach einiger Zeit fängt sich die Handlung allerdings wieder und wird ab dem Punkt auch klar und verständlich erzählt. Thief besitzt dabei eine durchaus spannende Story mit einigen Wendungen die wir meist kaum vorhersehen konnten. Die meisten Charaktere sind dabei stets glaubhaft dargestellt. Besonders Garrett der in den Spielsequenzen zu allem seinen Kommentar abgibt, trägt einen erheblichen Teil zur Spielatmosphäre bei. Der Antagonist der Garrett die meisten Steine in den Weg wirft ist der Diebesfängergeneral. Diesen Zeitgenossen muss man einfach hassen, schon mit seinem schmierigen Äußerlichen und seiner Art zu sprechen zeigen die Entwickler eindrucksvoll wie ein Bösewicht seien soll.

Lichtspiele und Schattenboxen


Im Gameplay ist Thief so wie man es sich vorstellt, kaum direkte Konfrontationen, da man den Widersachern in der Regel eindeutige unterlegen ist. Bei einem Gegner ist das noch kein Problem aber da die Patrouillen meist in kleinen Gruppen unterwegs sind, oder ihre Kameraden im Ernstfall sofort herbeirufen, ist es empfehlenswert solchen Auseinandersetzungen geschickt aus dem Weg zu gehen. Doch wer Thief kennt weiß ohnehin, dass Garretts Stärken mehr im Verborgenen liegen. Aus dem Schatten solltet ihr euch daher immer erst einen Überblick verschaffen, bevor ihr in die nächste Deckung huscht. Gegner entdecken euch im Dunklen nämlich nur aus unmittelbarer Nähe. Die Wachen stellen sich aber dabei keinesfalls dämlich an. Sobald ihr mit einem Geräusch ihre Aufmerksamkeit weckt suchen sie systematisch nach dessen Ursprung und entdecken euch in den Meisten fällen auch, wenn ihr nicht gut versteckt seid. Allerdings verwerfen sie auch sehr schnell wieder den Verdacht, wenn sie nach relativ kurzer Zeit nichts auffälliges finden. Anders ist das, wenn sie aus dem Verborgenen angegriffen werden oder wenn sie bewusstlose oder tote Kollegen antreffen. In diesen Fällen bleiben sie für die restliche Zeit, die ihr in diesem Kapitel verbringt, äußerst wachsam. Ein Symbol über ihren Köpfen zeigt immer an wie Aufmerksam die Gegner gerade nach euch Ausschau halten. Wachen mit einem gelben Symbol sind besonders wachsam, da sie euch bereits gesehen oder gehört haben. Mit einem roten Zeichen hingegen haben euch die Patrouillen bereits entdeckt und werden euch sofort attackieren. Damit es jedoch nicht dazu kommt kann Garrett sich in geduckter Position schneller bewegen was einem Dash-move zu verdanken ist mit dem ihr besonders schnell und mit wenig Lärm aus einem Schatten in den Nächsten huschen könnt. Meist sind in den Bereichen großzügig Vögel in Käfigen verteilt die einen akustischen Alarm auslösen, wenn ihr zu schnell an ihnen vorbei schreitet. Garrett ist außerdem besonders laut wenn er durch Wasser wartet, oder auf Glasscherben am Boden tritt. Bei diesen Umständen könnt ihr die Stellen nur geräuschlos passieren, wenn ihr in geduckter Haltung noch einen Gang zurück schaltet und euch nur noch sehr langsam voran bewegt. Eine Anzeige In der Ecke informiert euch immer darüber wie gut ihr gerade sichtbar seit also wie dunkel es gerade ist. Auf der PlayStation 4 zeigt euch die Light-Bar auf der Rückseite des Controllers das auch noch zusätzlich an. Im Licht leuchtet der Controller sehr hell auf, was besonders beim spielen im Dunkel störend ist, da sich das Licht im Bildschirm reflektiert. Garrett ist allerdings in der Lage die meisten Lichtquellen im Spiel auszuschalten in dem er Lichtschalter betätigt, Kerzen ausmacht oder mit Wasserpfeilen Feuerstellen ausschließt, aber zu dem Equipment später mehr. In einigen Leveln kommt es zusätzlich noch dazu das ihr wegen Blitzen für kurze Zeit sichtbar seit. Im Generellem solltet ihr aber nie große Probleme haben Spiel voranzukommen. Keine Stelle des Spiels ist eine echte Herausforderung an eure Diebesfähigkeiten und das Schleichen ist grundlegend etwas zu stark. Dadurch wird manche harte Passage kinderleicht umgangen, da ihr euch an die meisten Wachen doch sehr nah heranwagen könnt. Und wenn ihr doch mal erwischt werdet stellen sich die Gesellen beim Fangen längst nicht so clever wie beim suchen an. So seid ihr in den meisten Fällen schon in Sicherheit, wenn ihr euch auf einen anderen Höhenlevel bringt und euch dort kurz leise verhaltet. Die Nach-oben-Sehen-Übungsklasse ist wohl nicht unbedingt ein Pflichtkurs in der Grundausbildung zum Wächter.


Einfaches Leben der Elster


 Nach der kurzen Einführung des Spiels steht euch eine Spielwelt im Steampunk-Look zur Verfügung, die aus einem Großen Hauptbereich besteht, der wiederum in kleine Teile aufteilt ist. In diesen Bereichen könnt ihr euch zwischen den Missionen frei bewegen und nach Diebesgut Ausschau halten. Es stehen euch außerdem eine Vielzahl an Nebenmissionen zur Auswahl, die aber alle nach einem ähnlich Schema ablaufen. In einem Glockenturm hat Garrett sein Hauptquartier aufgeschlagen. An diesem Ort könnt ihr zwischen den Zahnrädern die das Uhrwerk antreiben eure Ausrüstung für den nächsten Auftrag zusammenstellen, oder eure Beute begutachten. Von dem zentralen Hub aus kommt ihr zu den acht Missionen die Thief zu bieten hat. Das hört sich nach nicht viel an, jedoch braucht jeder dieser acht Aufträge, je nach Spielweise, durchaus seine Zeit. Abgeschlossene Aufträge können auch jederzeit erneut aufgesucht und gespielt werden. Diese Aufträge sind dabei relativ abwechslungsreich und auch wenn die Örtlichkeiten immer ähnlich aussehen, spielen sich die meisten Level komplett unterschiedlich. In dem einen müsst ihr zum Beispiel in eine Villa einbrechen, andere Spielsequenzen hingegen lehren euch das Fürchten, denn auch das eine oder andere Horror Segment hat es in den Titel geschafft. Diese Abschnitte werden Fans von Spielen wie Outlast oder Amnesia: The Dark Descent selbstredend nicht mehr vom Hocker hauen, Genre-Neulinge dürfte die düstere Atmosphäre aber durchaus noch zusetzten. Bald auch kommen wir darauf, wieso die Stadt allmählich in Armut versinkt. Die Bewohner lassen ihr Gold einfach auf der Straße liegen. Etwas anderes als einen grob fahrlässiger Umgang mit Wertgegenständen können wir uns nämlich fast gar nicht als Erklärung vorstellen, warum denn soviel Schmuck und Edelmetall in den Gassen von Thief zu finden ist. Wie eine Elster sieht Garrett Wertgegenstände schon aus einiger Entfernung Funkeln, als ob sie nur drauf warten von einem Dieb eingesammelt zu werden. Und wenn ihr erst einmal bei jemanden durch das Fenster in die Wohnung eingebrochen seit, dann seit ihr auch erst einmal eine gute Weile damit beschäftigt die Eigentümer um die einen oder anderen (ließ: Alle) Gegenstände zu erleichtern. Jede Schublade könnt ihr durchsuchen und sogar Tresore die hinter Gemälden versteckt sind, sind vor euch nicht mehr sicher. Oft steht Garrett bei seinen Raubzügen jedoch vor verschlossenen Türen die sich nur mithilfe eine Dietrichs öffnen lassen. Wer Fallout 3 schon gespielt hat, wird sich hier beim Knacken fremder Schlösser wie zuhause fühlen da es von der Steuerung in beiden Spielen sehr ähnlich funktioniert, auch wenn Thief das System etwas vereinfacht. Da ihr als Meisterdieb sehr oft Nutzen von eurem ganz persönlichen Schlüssel zur Stadt machen müsst, ist das Minispiel glücklicherweise nicht nervig ausgefallen, da es sehr schnell möglich ist es zu meistern.

Gespannter Flitzbogen


Die einzelnen Spielbereiche sind meistens sehr großflächig und vor allem durch Garretts Kletterkünste weitläufig begehbar. Die Ausrüstung die der Dieb immer mit sich führt ermöglichen an vielen Stellen im Spiel zusätzlich optionale Lösungswege zu erkunden. Auf der PlayStation 4 wird dabei für die Auswahl der Gerätschaften das Touchpad verwendet. Ihr könnt dann zum Beispiel für euren Bogen verschieden Pfeilsorten wie Explosions-, Wasser-, Erstickungsgas- oder Normale Pfeile wählen die in ihrer Funktion aller relativ selbsterklärend sind. Jedoch gibt es da noch mehr Pfeile, wie beispielsweise Geschosse mit Seilen, die euch beim Erklimmen einer höheren Position helfen können, oder Stumpfe Pfeile mit deren Hilfe ihr mit der Umgebung auch aus der Distanz interagieren könnt, also Beispielsweise Leitern oder Brücken niederlassen. Beim Händler könnt ihr den Bogen ausbauen, und so seine Stärke erhöhen, oder die Dauer des Spannens verkürzten. Ihr könnt aber auch eure Rüstung verbessert, oder euch Polster für die Fußsolen zulegen mit denen ihr auch Stürzte von etwas höheren Dächern noch überlebt. Ihr könnt euer schwer ergaunertes Geld aber auch für Gegenstände ausgeben die euch nochmals mehr Varianz in der Lösung der Level bietet, so gibt es beim Händler einen Schraubenschlüssel der euch ermöglicht Lüftungsschächte als Geheimweg zu Nutzen, oder einen Drahtschneider mit dessen Hilfe ihr Fallen entschärfen könnt. Außerdem könnt ihr eine Rasierklinge erwerben mit der ihr Wertvolle Gemälde aus dem Rahmen lösen könnt. Neben der Ausrüstung habt ihr noch die Fähigkeit eure Gegner und alle Gegenstände die ihr benutzen könnt optisch hervorzuheben. Diese Fokus Fähigkeit ist allerdings begrenzt vorhanden und muss mit Mohn wieder aufgefüllt werden. Ihr erhaltet außerdem im Spielverlauf Erfahrungspunkte die ihr in zusätzlich Fähigkeiten investieren könnt. Jedoch sind weder die Fähigkeiten noch die Ausrüstung unbedingt nötig, da sich die meisten Situationen auch ohne Hilfe lösen lassen. Thief steuert sich zwar bei all diesen Features nicht von Anfang an intuitiv jedoch geht die Steuerung sehr flüssig von der Hand, wenn man erst mal den Dreh raus hat.

 

Kein Meilenstein, aber auch kein Backstein


Technisch ist Thief bestimmt kein Meilenstein der Next-Gen-Konsolen, muss sich jedoch auch auf keinen Fall verstecken. Die Grafik ist dafür, dass die neuen Konsolen noch nicht sehr lange auf dem Markt sind relativ gut. Gerade die Texturen sind sehr gelungen und fallen positiv auf. Die Atmosphäre ist immer stimmig, da die Spielwelt recht detailreich ist. Ganz besonders der Einsatz von Licht und Schatten sticht in Thief hervor. Leider ruckeln die Video-Sequenzen ein wenig. Die deutsche Vertonung ist sehr gut gelungen, die Sprecher wurden gut ausgewählt und liefern ordentliche Arbeit ab. Teilweise hackt jedoch die Übersetzung und Lippensynchron haben wir auch schon Bessere gesehen. Der Soundtrack passt allerdings stimmig in das Steampunk-Setting und unterstützt die düstere Atmosphäre. Blöd nur, dass Soundtrack und Soundeffekte teilweise extrem schlecht abgemischt wurden. So hören wir in manchen Szenen kein Wort von dem Gesprochenen über einer epochalen Klangkulisse, während der Ton in eigentlich nervenaufreibenden Actionsepuenzen die Intensität eines Gutenachtlieds beibehält.

Fazit:

Eidos Montreal hat mit ihrem letzten Streich Deus Ex: Human Revolution schon bewiesen, dass sie eine Reihe angemessen wiederbeleben können und das ist ihnen auch bei Thief wieder gelungen. Die Missionen bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten und es ist sogar möglich das etwa 15-stündige Spiel durchzuspielen ohne auch nur einen Gegner zu töten oder außer Gefecht setzen zu müssen. Allerdings ist Thief ganz klar kein Spiel für jeden, da es größtenteils auf Action verzichtet wird und eine gewisse Geduld vorausgesetzt wird. Jedoch sollte sich jeder der Spaß an Schleich-Spielen hat den Titel nicht entgehen lassen. RR

Pro:

+ Anständige Spieldauer

+ Stimmige Atmosphäre

+ Gute KI

+ Spannende Story

+ Viele verschiedene Ausrüstungsgegenstände

+ Gelungener Umfang

+ Gelungene deutsche Sprachausgabe

Kontra:

- Alteingesessene Stealth-Spieler könnten sich unterfordert fühlen

- ruckelnde Zwischensequenzen

- keine Variation in den Nebenmissionen

- Fokus-Fähigkeiten wirken ein wenig deplatziert

- Kein zufriedenstellendes Storyende

 

Autor: René Rippel

 

E-Mail: rene.rippel@gaming-junction.de 

 

Kategorie: Bericht

 

Datum: 26.02.2014

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Kommentare

  • SamFisher (Mittwoch, 26. Februar 2014 20:23)

    ich freu mich schon seit wochen auf das teil. habs schon vor einer ewigkeit vorbestellt. Leider gibt es heutzutage viel zu wenig echte Stealth spiele. es verkommt leider alles in Actione lastigen
    ballereien der marke CoD!

  • Solodomas (Mittwoch, 26. Februar 2014 20:38)

    Bin schwerer Fan des alten Thief und was ich hier so höre gefällt mir garnet. Besonders der Sound war in den ersten Teilen immer ein besonderer Genuss, wie man sowas in nem Thief-Spiel verpatzen kann
    ist mir n rätsel. Da müssen die Entwickeler doch prioritäten haben

  • Atlas (Mittwoch, 26. Februar 2014 23:04)

    na so wie sich das anhört wär das eh nix für mich

  • Rage (Donnerstag, 27. Februar 2014 15:47)

    das hort sich doch eigentlich ganz gut an. ich weis garnicht warum Thief in anderen Test so schlecht rüber kommt. ich kann mir kaum vorstellen das die das jetzt so versaut habe.

  • Qunix.DerQunix (Donnerstag, 27. Februar 2014 18:26)

    Also ICH werds mir kaufen. Da werd ich mir auch nicht von den ganzen Schwarzmalern den Spaß verderben lassen. Habt wohl alle die ersten Teile n bisschen verklärt in Erinnerung :P Haters gonna hate

  • kingChris (Donnerstag, 27. Februar 2014 18:59)

    Ja auf den Next gen konsolen gibts eben noch nichts besonderes! Ich werdes mir daher schon holen um einen vorwand zuhaben den Staub von meiner PS4 zu entfernen. Mal im erst ich hab min meiner konsole
    dieses jahr noch garnicht gezockt.

  • DaB055 (Donnerstag, 27. Februar 2014 21:26)

    ich hab gehofft das meine version schon heute ankommt jetzt muss ich noch bis morgen warten :(

  • Double_Keks (Samstag, 01. März 2014 11:56)

    Habs gestern bekommen und habs jetzt durch. Ich muss sagen das es jetzt nicht unbedingt schlecht war aber so gut is es jetzt auch nicht!

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